Erinnerung an ein Treffen mit General Adolf Galland Ende Oktober 1986 lud Air Marshal David Parry-Evans (Oberbefehlshaber der RAF in Deutschland) zu einer Cocktailparty nach Berlin-Gatow ein. Eingeladen waren in Berlin stationierte Piloten der Royal Air Force und ehemalige Jagdflieger der Luftwaffe. Der Ort war die ehemalige Residenz des Generals der Jagdflieger, General Adolf Galland, der ebenfalls eingeladen war. Aus irgendeinem Grund waren die Briten der Meinung, dass ich dabei sein sollte. An diesem denkwürdigen Abend lernte ich viel über die Luftkriegsführung, was in keinem Buch nachzulesen ist.      Adolf Galland, ein ruhiger, bescheidener Gentleman, war ständig umringt. Die Briten interessierten sich besonders für seine Erfahrungen während der Luftschlacht um England. Galland berichtete von seinen Gesprächen mit den beiden gefangenen britischen Fliegerassen Stanford Tuck und Douglas Bader. Er hat noch immer größten Respekt vor Letzterem, der mit zwei amputierten Unterschenkeln britischer Tanzmeister und einer der besten RAF-Flieger wurde. Die Luftwaffe hatte keinerlei Bedenken, ein Kurierflugzeug nach England zu schicken, das in einer abgeworfenen Nachricht um zwei neue Prothesen für Bader bat, die bei seinem Absturz verloren gegangen waren. Diese wurden dann aus einem RAF-Flugzeug über Frankreich abgeworfen.
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3 Fotos: Royal Air Force
Cocktailparty im “High House” in Berlin-Gatow am 25. Oktober 1986. Von links: Group Captain M. Arnold (Commander des Flughafens Gatow), Air-Marshal David Parry-Evans (Commander-in-Chief RAF Germany), Gerneral Adolf Galland (General der Jagdflieger a.D.).
Es gelang mir, General Galland für ein paar Minuten allein zu sprechen. Ich fragte ihn nach seinen Flügen mit der Me 262 beim Jagdverband JV 44. Galland winkte sofort ab, er habe zwei Jahre lang Fragen eines amerikanischen Autors (Robert Forsyth) beantwortet, und daraus werde ein Buch entstehen, in dem sein gesamtes Wissen über den JV 44 zusammengefasst sei. Also, ein anderes Thema! Welchen Aspekt des Luftkriegs von 1939 bis 1945 hielt er für sehr wichtig, der aber bis heute unbeachtet geblieben ist? Nun sah er mir tief in die Augen und schwieg fast eine Minute lang. Ihm wurden während des Krieges so viele erstaunliche und revolutionäre Waffen gezeigt, dass er sich fragt, warum sie nie zum Einsatz kamen. Er glaubt nicht an vorsätzliche Sabotage. Aber es ist wahrscheinlich, dass eine Reihe von Erfindern den Aufwand unterschätzt haben, der noch erforderlich war, bevor sie eingesetzt werden konnten.      Er war mit dem General der Kampfflieger, Werner Baumbach, befreundet gewesen. Ende 1943 waren sie beide allein unterwegs. Dabei kamen sie überein, die Erfolge der Lenkflugkörper, die kürzlich gegen Schiffe erzielt worden waren, nicht besonders hervorzuheben. Hermann Göring würde diesen Punkt dann nutzen, um mehr Bomber zu bauen. Beide waren sich einig, dass vorallem Jagdflugzeuge notwendig waren, um deutsche Städte und Industrie vor der Zerstörung zu bewahren. Bei Unternehmensbesuchen versprachen sie, darauf zu drängen, dass vor allem Waffen gegen Bomber entwickelt würden. 
Vor allen Anwesenden sprach Adolf Galland sehr eindringlich über seine Einsätze über dem Kanal in den Jahren 1940/41. Später, als General der Jagdflieger, wollte er sich ein Bild von den Luftkämpfen gegen die amerikanischen Tagesbomber machen. Er stieg in eine Focke-Wulf Fw 190, gab dann aber zu, dass er keinen Bomber zu Gesicht bekommen habe, weil die amerikanischen Jagdflieger ihn so bedrohten, dass er Mühe hatte, zu entkommen.      Galland erwähnte dann, dass er während eines schweren britischen Nachtangriffs auf Berlin Ende 1944 in den Luftschutzkeller der Villa ging und dort verzweifelt auf der Bettkante saß. Da er wusste, dass viele Zivilisten starben und seine Jagdflieger die Bombardierungen nicht stoppen konnten, griff er nach seiner Pistole. Er war entschlossen, sich zu erschießen. Dann erschien ihm dies aber wie eine Flucht vor der Verantwortung.     Galland fasste in dieser Nacht im Bunker den Entschluss, mit anderen hochrangigen Piloten der Luftwaffe zu sprechen und zu versuchen, den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, wegen Unfähigkeit seines Amtes zu entheben. Dies führte Anfang November 1945 und während eines Treffens mit Göring am 19. Januar 1945 zu der bekannten „Fliegerrevolte”.
Bei der Erwähnung eines Schutzraums wurden die britischen Gastgeber nervös, sie wussten nichts von einem solchen Raum. Galland erklärte, dass sich der Schutzraum wenige Meter vom Haus entfernt im Garten befände. Es war Nacht, kalt, dunkel und es regnete. Aber alle Besucher gingen in den Garten. Dort war auf dem Rasen eine deutlich sichtbare Stufe zu sehen. Hier, so Galland, müsse sich der Eingang befinden. Die VIPs wurden von ihren Adjutanten mit großen Regenschirmen vor dem Regen geschützt. Dann begannen die RAF-Offiziere mit Spaten zu graben. Nach kurzer Zeit kam eine verrostete Metalltür zum Vorschein. Diese ließ sich nur mühsam öffnen. Im Schein der Taschenlampen waren ein Metallbett, ein Stuhl, ein kleiner Schrank mit drei oder vier Schubladen und eine auf dem Boden liegende Lampe zu sehen. Alte Zeitungsblätter lagen verstreut herum. Die Schubladen waren leer. Adolf Galland war sichtlich bewegt. Dann flohen alle zurück in das warme und helle Haus.       Bei einem Rundgang durch die Räume fiel Galland auf, dass es einige Einrichtungsgegenstände gab, an die er sich noch erinnern konnte. Nach der „Revolte” wurde er von Johannes Trautlaufts Adjutanten, einem Mann, der zu den Gästen hier gehörte, über deren Verlauf informiert. Galland war seines Amtes enthoben und zu Hausarrest verurteilt worden. Galland verbrachte fast zwei Wochen in diesen Räumen in Gatow, bevor er nach Bayern geschickt wurde, um eine neue Düsenjägereinheit aufzustellen.
Von links: Feldwebel Werner Zech, der mit der Fw 190 D-9 “Langnase” Platzschutz für die Düsenjäger Me 262 flog, General Adolf Galland, Uwe W. Jack und Air-Marshal David Parry-Evans.
Gruppenfoto der Gastgeber von der Royal Air Force mit den ehemaligen Jagdfliegern der Luftwaffe aus Berlin. Der Fotograf steht mit dem Rücken zur Eingangstür.
Senkrechtstarter-Projekt aus dem Jahr 1936 In einem Leserbrief an die Zeitschrift “Hobby” schilderte 1955 Ewald Enger aus Wilhelmshaven sein Flugzeugprojekt aus dem Jahr 1936. Er wollte einen Senkrechstarter für hohe Geschwindigkeiten vorschlagen. Seine Idee war es dabei auf große Flügelspannweiten zu verzichten. Mittels Modellversuchen ermittelte er die in den Zeichnungen erkennbare Flügelform Die Flügel sollten flach sein, damit sie sich im Flug genauso verhielten “wie die Gleitbretter der Wellenreiter im Wasser”.
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Abbildung: Sammlung Uwe W. Jack
Ein interessantes Flugzeugprojekt aus er Vorkriegszeit. Interessant ist die Verwendung eines Fallschirms für die einmotorige Variante. Womöglich ein Vorläufer der heutigen Gesamt-Rettungssysteme. (Zum Vergrößern klicken - nur für den privaten Gebrauch!)
Engler reichte seinen Vorschlag 1936 an die Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof ein. Von dort erhielt er mit dem Datum 9. Juni 1937 die Antwort: “Eine Weiterverfolgung kann nicht empfohlen werden, da der Vorschlag für technisch nicht verwertbar gehalten wird…”
Fernzerstörer Junkers Ju 88 des KG 40 Ab Anfang 1943 wurde dem Kampfgeschwader KG 40 an der französischen Atlantikküste eine vierte Gruppe angegliedert. Aus der 13. Staffel aufgestockt, flogen die Zerstörer Junkers Ju 88 C Fernjagd und sollten die eigenen Schiffsverbände vor gegnerischen Luftangrifen schon weit draußen auf dem Atlantik schützen. Das Foto zeigt eine abgestellte Ju 88 C der IV/KG 40.
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Foto: Sammlung Uwe W. Jack
Diese Ju 88 C der IV/KG 40 ist in Kampffliegerfarben in Dunkelgrün getarnt. (Zum Vergrößern klicken - nur für den privaten Gebrauch!)
In Berlin gab es einen Zerstörerpiloten, der bei der IV/KG 40 geflogen war. Als er bei einem der monatlichen Treffen der ehemaligen Jagdflieger Ende der 1980er-Jahre erklärte, sein Flugzeug sei mit hellen Mäandern über der dunkelgrünen Tarnung versehen gewesen, wurden ein anwesender Modellbauer nervös. Prompt brachte dieser bei einem der nächsten Treffen ein so bemaltes Modell mit. Nicht mehr zu klären war, ob die Mäander in Weiß oder Hellblau ausgeführt wurden.
Dornier Do 215 Die Dornier Do 17 war bei ihrem Erscheinen 1937 eine Sensation, weil sie etlichen internationalen Jagdflugzeugen davofliegen konnte. Dies weckte das Interesse verschiedener Luftstreitkräfte. Das RLM erlaubte aber die Ausfuhr der Do 17 nicht. Als sich die Anfragen aus dem Ausland mehrten, wurde eine spezielle Version als Do 215 für den Export freigegeben.      Zwei Do 17 Z-0 wurden mit Sternmotoren zur Do 215 V1 und Do 215 V2 umgebaut. Die Do 215 V3 erhielt Daimler-Benz Reihenmotoren.
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Foto: Sammlung Uwe W. Jack
Der zweite Prototyp Do 215 V2 - eine umgebaute Do 17 Z. (Zum Vergrößern klicken - nur für den privaten Gebrauch!)
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